Finanzielle Situation in einem Haushalt mit einer Schwerstbehinderten
In diesem Beitrag wird die finanzielle Situation in einem 2-Personen-Haushalt mit einer Schwerstbehinderten (100 % MdE) beschrieben. Im Abgleich mit den vom Statistischen Bundesamt erhobenen Konsumausgaben der Bevölkerung wird aufgezeigt, wo aufgrund der besonderen Lebenssituation Mehrausgaben erforderlich und Einsparungen nötig sind.
Konsumausgaben 2013 lt. Einkommens- und Verbrauchsstichprobe:
Quelle: www.destatis.de (16.04.2016)
Die gesamten Konsumausgaben beliefen sich 2013 durchschnittlich auf 2.448 Euro monatlich pro Haushalt in Deutschland. In unserem Haushalt waren es 1.974 Euro. Woran wir sparen mussten, aber auch, wo unsere Ausgaben durch die Schwerstbehinderung deutlich höher waren, zeigt die nachfolgende Tabelle auf:
Monatliche Ausgaben
Posten |
EVS 2013 |
Unser Haushalt |
Vergleich in % |
Nahrungsmittel etc |
337 Euro |
351 Euro |
104,15 % |
Bekleidung, Schuhe |
119 Euro |
28 Euro |
23,53 % |
Wohnen, Energie, Instandhaltung |
845 Euro |
396 Euro |
46,86 % |
Innenausstattung, HH-Geräte |
124 Euro |
246 Euro |
198,35 % |
Gesundheitspflege |
102 Euro |
81 Euro |
79,41 % |
Verkehr |
342 Euro |
165 Euro |
48,25 % |
Post u Telefon |
66 Euro |
105 Euro |
159,09 % |
Freizeit, Unterhaltung, Kultur |
261 Euro |
20 Euro |
7,66 % |
Bildungswesen |
22 Euro |
1 Euro |
4,55 % |
Beherbergung und Gaststätten |
130 Euro |
62 Euro |
47,69 % |
andere Waren und Dienstleistungen |
100 Euro |
210 Euro |
210,00 % |
Eigene Berechnungen
Unsere Zusatzkosten für medizinische Produkte etc. sind exorbitant höher als in Haushalten ohne schwerstbehinderte Personen. Abstriche gab es wegen unserer finanziellen Situation besonders bei „Bekleidung“ und „Freizeit, Unterhaltung, Kultur“. Auch bei „Verkehr“ ist ersichtlich: Wir können uns keine Ausflüge etc. leisten. Die Spritausgaben werden hauptsächlich generiert durch die Fahrten zur Arbeitsstätte. Es wird gespart bei Heizung und Strom. Da wir in einer eigenen Immobilie wohnen, wird aber „Wohnen“ zu einem immer größeren Problem. Wohnen ist teuer (was die Statistik von Destatis ja auch aussagt). Da über Hartz IV zwar Mieten bezahlt werden, aber keine Instandsetzungskosten eines eigenen Heimes, wird das mehr und mehr für uns zum Problem. Wir haben ein kleines Häuschen, das damals einen entscheidenden Vorteil hatte: Es war einigermaßen ebenerdig gebaut – und ist aus dem Jahr 1912! Wollen wir das Haus halten, wird alles noch schwieriger. Behindertengerechte Mietwohnungen sind aber rar und oft für uns nicht geeignet.
Statistiken können nie die genauen Lebensumstände aufzeigen. Wenn Schulden vorhanden sind, sieht das Ganze wieder vollkommen anders aus. Hier ging es um Konsumausgaben. Es wird aber deutlich: Man muss Abstriche machen. Außerdem ist uns bei dieser Berechnung klar geworden: Man wird immer ärmer. Denn, was selbst PolitikerInnen nicht sehen wollen: Alle Kleidung wird älter und muss erneuert werden. Da kann man lange Abstriche hinnehmen, aber irgendwann kommt der Tag, an dem eben etwas Neues her muss. In Haushalten mit Schwerstbehinderten mit einer vergleichbaren finanziellen Situation wie bei uns werden Kaufentscheidungen oft lange vor sich hergeschoben und werden dann immer zu einem Problem, wenn sie unausweichlich anstehen.
Ein wichtiger Punkt zum Schluss: Spezielle Kosten, Mehrbedarfe durch die besondere Situation wie z. B. mehr Waschvorgänge für Bettwäsche etc. wurden hier gar nicht berücksichtigt. In unserem Fall leidet die Pflegebedürftige auch noch unter Allergien. Eine Aufstellung für Mehrkosten/ und -bedarfe wäre hier also durchaus interessant. Es wurde aber darauf verzichtet, um beim Thema „Konsumausgaben“ zu bleiben.
Lothar Schwarz
(April 2016)