Eindrücke vom Bahnhof Zoo
Wir kennen den Bahnhof Zoo als den am stärksten frequentierten Fernbahnhof der Hauptstadt. Täglich passieren ihn tausende Reisende die im Nah- und Fernverkehr unterwegs sind. Doch der Schein trügt, denn der Bahnhof hat noch eine Kehrseite....
Der Bahnhof Zoo ist seit dem Erscheinen des Romans „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ Ende der 70er Jahre, seinen Ruf als beliebter Treffpunkt von Obdachlosen, Drogenabhängigen und Strichern nicht ganz losgeworden. Für „Gestrandete“ ist dieser besondere Anziehungspunkt noch immer ein Mythos, obwohl sich die Verantwortlichen redlich mühen, die Station von diesem „Schmuddelimage“ zu befreien. Junkies, Obdachlose und Stricher treffen sich im Bahnhofsgebäude und vor allem in und an der Bahnhofsmission in der Jebensstraße.
Nach einer teilnehmenden Beobachtung des Bahnhofs mit seiner ganzen Atmosphäre und der Menschen am Bahnhof entschieden sich Nadine und Susann, ihre Eindrücke und Befindlichkeiten in Gedichten auszudrücken.
Alles Fassade
Täglich der gleiche Ort
Monotonie des Alltags holt mich ein
sehne mich so weit fort
gespieltes Selbstbewusstsein
Sehnsucht in meinen Augen
Hoffnung, die längst verloren
fühle mich wie abgestellt
Verfall, der nicht zählt
fehlende Nähe
lähmende Leere
alles Fassade
(Nadine Greguletz)
Einsam
Die Augen geschlossen und in mich gekehrt,
auf der Suche nach Hoffnung und Vertrauen.
Ich finde in meinem Leben keinen Wert,
alle immer nur auf mich herunter schauen.
Ausgrenzung, Verachtung, Unzugehörigkeit,
das alles ist Normalität in meinem Leben.
Ich weiß nicht, ist es Feindseligkeit?
Oder doch eher Unwissenheit, die andere von sich geben?
Betteln, Alkohol und Drogen,
mein Weg die Angst und Hilflosigkeit zu verdecken.
lange Zeit hab´ ich mich selbst belogen,
doch ich musste die harte Realität entdecken.
Die Gründe meiner Probleme interessieren keinen,
niemand spricht einen Außenseiter an.
Manchmal möchte ich einfach weinen,
es ist hart Mitglied einer Randgruppe zu sein.
Abwertende Blicke bestimmen den Tag,
Gefühlskälte der Menschen ist immer zu spüren.
Niemand fragt danach, was ich eigentlich mag!
Ein bisschen Menschlichkeit soll mich berühren.
Doch wer erkennt, dass ich fühle so,
in dieser schnelllebigen, egoistischen Welt?
Gerade hier am Bahnhof Zoo,
wo es fehlt an jeglicher Mitmenschlichkeit!
(Susann Mücke)
Gruppenmitglieder:
Stefanie Franz
Mandy Krull
Susann Mücke
Nadine Greguletz
(Werkstatt "Armutszeugnisse", SoSe 03, WiSe 03/04)