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Kinderarmut in DeutschlandKinderarmut in Deutschland ist - wie die Armut insgesamt - am Steigen . Überproportional betroffen sind kinderreiche Familien, allein Erziehende sowie Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund. Damit ist zunächst nur die Einkommensarmut benannt, die nach EU-Definition als relative Armut gemessen wird und sich über die Einkommensgrenzen des nationalen bzw. regionalen Durchschnittseinkommens aller Haushalte definiert. Wessen Einkommen weniger als 60 % des Durchschnittseinkommens beträgt, wird danach als (einkommens)arm bezeichnet.
13,5 % der Deutschen waren 2003 lt. 2. Armutsbericht der Bundesregierung als einkommensarm einzustufen. Das Armutsrisiko von Familien lag sogar bei 13,9 %. War Kinderarmut in den 80er Jahren in Deutschland zunächst gesunken, gibt es einen Neuanstieg seit den 90er Jahren zu verzeichnen. Die Sozialreformen („Hartz IV“) haben zu einem weiteren Anstieg seit 2005 geführt: Bezogen Ende 2003 noch 1,1 Mio. Kinder Sozialhilfe, leben lt. Expertise des DPWV aktuell (Stand 8/05) mehr als 1,7 Mio. Kinder unter 15 Jahre auf Sozialhilfeniveau. Mehr als 1,6 Mio. davon beziehen Sozialgeld nach dem SGB II. Lt. Unicef-Report zur Kinderarmut in Deutschland von 2005 ist die Situation von allein Erziehenden am prekärsten: Sie haben das höchste Armutsrisiko, die geringste Armutsüberwindungschance und das größte Wiederholungsrisiko nach einer Überwindung von Armut. Einen dreifachen Anstieg der Armut gab es in MigrantInnenfamilien (auf 15 % 2001). Sind diese Zahlen für sich gesehen schon dramatisch genug, ist Armut mit Einkommensarmut zudem noch unzureichend dargestellt. Armut wird von einschlägigen ExpertInnen heute als „Kumulation von Unterversorgungslagen und sozialen Benachteiligungen“ beschrieben. Einkommensarmut ist dabei als Schlüsselmerkmal von Armut zu sehen, es gibt aber noch unzählige immaterielle Lebensbereiche, in denen Unterversorgung und Benachteiligung zu Armutslagen führen kann: Im Lebensbereich Wohnen z. B.
Im Lebensbereich Gesundheit z. B.
Im Lebensbereich Bildung z. B.
Immaterielle Merkmale und Folgeerscheinungen von Kinderarmut sind vor allem
Dabei diktiert der soziale Status der Eltern den Bildungserfolg, das Einkommen und die Berufsaussichten von Kindern in Deutschland weitaus höher als in anderen europäischen Ländern, so ist diese „Sozialvererbung“ in egalitäreren Gesellschaften wie bspw. den skandinavischen Ländern nämlich weitaus weniger ausgeprägt. Die Lebenschancen von Menschen sind in enormer Weise determiniert durch das, was sie als Kinder erleben, noch bevor sie überhaupt mit dem Schulsystem in Berührung kommen. Die in Deutschland üblichen Selektionsprozesse im Bildungsbereich führen später zu weiteren Abweichungen im Übergang in die Regelschule. Als Fazit kann festgestellt werden, dass Armut ein kompliziertes Gebilde aus materiellen und nicht-materiellen Aspekten in der Lebenssituation der Betroffenen ist. Das Risiko armer Familien, komplexen Belastungen wie etwa schlechten Wohnbedingungen, einem negativ erlebten Wohnumfeld, Betroffenheit von Krankheit, Langzeitarbeitslosigkeit, Überschuldung und Sucht ausgesetzt zu sein, ist wesentlich höher als das nicht-armer Familien. Trotz diverser Expertisen und Forschungen zum Thema Kinderarmut in den vergangenen Jahren stehen nachhaltigeund sozial gerechte Lösungsstrategien zz. jedoch nicht auf der Agenda der deutschen Regierung. Susanne Gerull, Februar 2006 |
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